Die Liebe zum Hund, das Streben nach Glück
In reichen Ländern sind die Menschen ständig auf der Suche nach dem Glück. Manche spielen Lotto, andere träumen von einem Prinzen oder lassen sich die Brüste in der Hoffnung auf ein besseres Leben vergrößern. So ergeht es auch der Heldin Johanna in Monika Marons neuem Roman. Die größte Herausforderung ihres gutbürgerlichen Berliner Lebens besteht in der Beantwortung der Frage, in welchem Café das Frühstück eingenommen wird. Kein Wunder, dass sich Frust und Ennui breit machen.
Doch dann platzt an einer Autobahnausfahrt ein verlassener zotteliger Mischlingshund in ihr Leben. Dieser neue Hausgenosse quittiert Johannas Launen mit ergebener Zuneigung – ganz anders als Ehemann Achim, der es sich in den Sphären seiner Kleist-Forschung gemütlich gemacht hat. Es gibt es also, das große Liebesglück – wenn auch nicht zwischen den Eheleuten. Der Hund scheint Johannas träge dahin fließendem Leben frischen Atem einzuhauchen. Sie beginnt eine Affäre mit einem russischen Galeristen (der erwartungsgemäß „Igor“ heißt), findet einen neuen Job und macht sich auf Einladung einer mysteriösen Unbekannten hin sogar auf eine Reise nach Mexiko.
„Ach Glück“ ist die Fortsetzung von Monika Marons Roman „Endmoränen“ (2002), aus dem wir die Figuren und deren Glückssuche schon kennen. Maron zeichnet ihre Heldin Johanna verständnisvoll, aber dieses Mal mit spöttischer Distanz: Gesund und wohl situiert älter zu werden, ist nun mal kein nachvollziehbarer Grund für Depressionen. Und so verliert man sein Leserherz eher an Achim, der sich in seine mittelmäßige, aber annehmliche Existenz fügt und den Aufbruch seiner Frau mit Misstrauen beobachtet. „Jedem Anfang liegt ein Zauber inne“, wusste Hermann Hesse. Johannas Neuanfang liegt vor allem die Notwendigkeit eines Folgeromans inne. Denn „Ach Glück“ endet mit Johannas aufgeregter Ankunft in Mexiko. Ob sie hier findet, was ihr zum Glück fehlt? Das möchte man doch unbedingt wissen.
© 2008 Christiane Krautscheid (Erstabdruck Gate – Das Airport Magazin Sommer 2008)
Monika Maron: Ach Glück. S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2007.